Wenn du möchtest, dass dein Pferd bei der Arbeit mitdenkt, versteht, was es tut und mit dir zusammen arbeitet, dann lass es seine eigenen Entscheidungen treffen und Fehler machen.
Gib deinem Pferd die Möglichkeit zu wählen, was es tun möchte, und lass die Entscheidung, die du dir wünschst, den einfacheren Weg sein.
Wenn dein Pferd auf diese Weise das gewünschte Verhalten lernt, kannst du dir sicher sein, dass es mit dir zusammen arbeitet, wenn es darauf ankommt.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Reiten, Bodenarbeit, Verladen oder was auch immer geht. Versuche die Welt durch die Augen deines Pferdes zu sehen und erschaffe Möglichkeiten.
Und bitte versuche nicht, zu vermeiden, dass dein Pferd Fehler macht, sondern freue dich darüber, wenn es Fehler macht. Nur so hast du die Chance Fehler zu korrigieren und dein Pferd bekommt die Chance zu lernen und zu verstehen.
Weil ein Pferd ein Fluchttier ist, ist es im wesentlichen bestrebt Energie zu sparen, für den Fall, dass es flüchten muss. Also wird es dir nur unfreiwillig sinnfrei Energie zur Verfügung stellen.
Eine Möglichkeit eine Entscheidung deines Pferdes unangenehm zu machen, kann zum Beispiel sein, dass die Konsequenz für die Entscheidung simple körperliche, mit Stress verbundene Arbeit ist.
Wohingegen die gewollte Entscheidung in Ruhe und Entspannung resultiert. Damit muss nicht gemeint sein, dass das Pferd ruhig steht. Manchmal ist entspannte Bewegung für Pferde angenehmer als still zu stehen.
Ein einfaches Beispiel für dieses Prinzip ist es, wenn dein Pferd versucht die Nähe eines beängstigenden Gegenstandes zu meiden.
Gib deinem Pferd nun zwei Optionen:
Option 1: das Pferd sucht aktiv den Weg, weg von dem Gegenstand.
Option 2: das Pferd sucht neugierig die Nähe des beängstigenden Gegenstandes.
Vermutlich wird das Pferd in diesem Beispiel Option 1 wählen und versuchen von dem Gegenstand weg zu kommen. Kein Problem, das darf es gerne machen. Nur, dass die Konsequenz dieser Entscheidung mit Stress und Arbeit behaftet ist.
Sobald sich nun das Pferd zu dem Gegenstand hin bewegt ist die Konsequenz absolute Ruhe und Gelassenheit.
Je öfter das Pferd diese Entscheidung trifft und beide Konsequenzen lernt, desto eher wird es mehr und mehr die Nähe des Gegenstandes suchen, weil es dort seine Ruhe hat und entspannen darf.
Auf diese Weise lernt das Pferd eigenständig, wird selbstsicherer und wird anfangen ähnliche Situationen zu verallgemeinern. Das heißt, dass der beängstigende Gegenstand nur noch eine untergeordnete Rolle spielt und später variieren kann.
In einer ähnlichen Situation mit einem neuen beängstigenden Gegenstand wird dein Pferd also später neugierig darauf zu gehen anstatt die Flucht anzutreten, weil es aus seinen eigenen Entscheidungen gelernt hat, dass die Nähe beängstigender Gegenstände durchaus komfortabel sein kann.
Egal ob es nun, wie in dem Beispiel um Schrecktraining / Desensibilisierung geht oder zum Beispiel um Manöver in der Sportreiterei. Dieses Prinzip findet überall Anwendung, wo das Pferd eigenständig lernen soll.